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    Synode V

    Von Kernkompetenz und Goldmomenten

    Becker-von Wolff

    In ihrer Andacht zur Herbstsynode in Eschenburg-Eibelshausen lenkte Pfarrerin Viola Gräf den Blick auf das Wesentliche: In allen Transformationsprozessen kann die Hoffnung hindurchleuchten, sagte sie. Hier die Andacht zum Nachlesen.

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    Vor ein paar Tagen war ich in Dessau, im Bauhaus-Museum. Ich stand in den Meisterhäusern derer, die vor 100 Jahren an der Kunstschule des staatlichen Bauhauses lehrten: Gropius, Kadinsky, Paul Klee. In den Goldenen Zwanzigern, wie sie genannt werden.

    In diesen Tagen war längst nicht alles Golden: Bald schon legte sich eine Dunkelheit über Politik und das Land. 1932 wurde auch die Kunsthochschule Bauhaus in Dessau von den Nationalsozialisten geschlossen. Neben der für diese Zeit sehr beeindruckenden modernen Architektur und der Geschichte der Hochschule hat mich das Atelier Paul Klees beeindruckt.

    Es ist ein großer Raum in seinem Wohnhaus. Eine große Wand ist von oben bis unten schwarz gestrichen. Ein Video erklärte in diesem Raum, dass der Künstler die Wand nutzte, um seine Gemälde wirken zu lassen. Die Farben, die einzelnen Motive rückten so in den Fokus, sie strahlten heraus, leuchteten auf.

    Ihr seid das Licht der Welt. Leuchtet. Das sagt Jesus Christus zu den Menschen. Wahrscheinlich saßen unter ihnen einige, die sich Sorgen gemacht haben, um die Gegenwart, um die Zukunft: Wie es wohl weitergehen wird? Sagt das zu denen, die sich Fragen im Leben stellen. Von Freude und Sorgen, von dem, was war, und von dem, was sein wird. Zu diesen Menschen sagt Jesus das: Ihr seid Licht!

    Lasst euer Licht leuchten in der Welt. Licht fällt doch gerade dort auf, wo es gebraucht wird, wo es dunkel ist. Ich glaube, dass das nicht nur im Atelier Paul Klees so ist, sondern auch für unsere Welt, für unsere Orte, unsere Kirchengemeinden. Und ich glaube auch, dass wir das als Kirche an vielen Stellen tun können, leuchten. Und es auch schon tun. Wir sind Licht. Dort, wo es bedrückend ist und dunkel. Und auch da, wo es schön ist, wo es in die Tiefe geht. In einer Gemeinschaft, die mehr ist, als wir fassen können.

    In Segensmomenten, die Menschen verbindet und rührt. Es sind solche Licht- oder Goldmomente, die für mich vom Himmelreich erzählen. Mich ahnen lassen, was Jesus uns zugesagt hat. Hier und da blitzt das auf, von dem Jesus sagt: Das Reich Gottes beginnt schon unter euch. Und ihr, ihr seid Licht. Leuchtet!

    Ob Hochzeit, die Taufe der Kinder, das Gebet, der Segen am Ende des Lebens, im Miteinander, im Gebet. Auf dem Friedhof vor dem Grab, mit Erde an meinen Händen: Da leuchtet Hoffnung für mich hindurch. Himmlische Hoffnung! Die Dunkelheit ist nicht das Ende. Weil Jesus das gesagt hat: Dass er Licht ist. Für die Welt. Und wir durch ihn auch Licht sein können. Vielleicht war es das, was mich so bewegt hat, an der dunklen Wand im Atelier Klees. Weil ich mir vorgestellt habe, wie seine Hoffnungsengel, Friedenstauben, seine Gemälde da aufleuchten. In dem recht tristen Zimmer. Wie sie hinausstrahlen, die Farben. Ihr seid Licht der Welt. Leuchtet. Sagt Jesus.

    „Die Osterkerze, da müssen Sie aber das Wachs mal abschneiden am Rand, man sieht kaum, dass die noch brennt. Wir müssen das Licht der Christuskerze doch nicht unter den Scheffel stellen!“, das sagte neulich ein Gottesdienstbesucher. „Wir müssen das Licht doch nicht verstecken.“ Und ich dachte zunächst: Man sieht ja schon, wenn eine Kerze brennt, auch durch den Wachsrand hindurch. Zwei Ehrenamtliche haben sich nach dem Gottesdienst an die Kerze begeben und die Flamme der Osterkerze wieder freigeschnitten. Ihr Licht leuchtet in der Kirche nun tatsächlich heller, der brennende Docht ist wieder sichtbar. Und mich hat’s dann auch gefreut, dass sie so sichtbar in der Kirche wieder brennt, die Osterkerze.

    Doch es reicht nicht, dass wir das Licht nur unter uns leuchten lassen. Kerzen in Kirchen brennen. Wir können uns als Christinnen und Christen nicht darauf ausruhen, Gottesdienste hinter Kirchenmauern zu feiern. Die Kirche der Zukunft braucht Menschen, die ihren Glauben nach draußen tragen, in die Welt.

     

    Leuchtet! Ihr seid das Licht, das Licht dieser Welt. Sagt Jesus. Wir können, im Alltag, im Leben, wie wir einander begegnen, leuchten. Als Kirche auftreten, als hoffende Gemeinschaft Gottes Botschaft aufleuchten lassen, sie hindurch scheinen lassen. „Ihr seid das Licht der Welt“, so beginnt Jesus diesen Satz. Ihr seid! Das steht vor dem Müssen. Dieser Druck, den wir in manchen Diskussionen auch im kirchlichen Kontext doch schnell haben: „So muss das aber sein, so soll das aber sein“, er steht für mich in diesem Jesus Wort nicht drin.

    Ihr seid, das sagt Jesus und das ist Zuspruch. Keine Ansage. Ihr seid Licht. Ich glaube, dass wir das nicht vergessen sollten. Wir sind schon längst Licht. Und in allen Transformationsprozessen kann die Hoffnung hindurchleuchten, vielleicht sogar manch einen Docht wieder mehr freilegen. Wenn wir uns von Dingen lösen, die uns mehr Brennkraft kosten, als es Hoffnung hindurch leuchten lässt.

    Lasst uns mehr von dem erzählen, was uns leuchten lässt. Das miteinander teilen, als hoffende Erzählgemeinschaft. Was lässt mich leuchten? Und wo leuchtet die Hoffnung durch mich hindurch? Was sind Ihre und Eure Goldmomente aus den vergangenen Monaten?

    Wir könnten schon hier gemeinsam eine Menge Goldmomente sammeln, bin ich mir sicher. Von uns allen hier. Wenn ich zurückblicke auf meine ersten Amtsjahre, die mitten in diesem Prozess der Kirche liegen, dann merke ich: diese Goldmomente haben für mich immer mit Menschen, mit Begegnungen zu tun. Gar nicht so sehr mit Gebäuden. Sondern mit Momenten in denen Lebensgeschichten geteilt werden, Gesten, Hoffnung. Segen. Das hängt nicht an Orten, an vermeintlichen Richtigkeiten.

    Den Ordinationssegen habe ich auf der Wiese empfangen. Goldmoment! Der leuchtet noch immer in mir. In meinem alltäglichen Dienst sind es Begegnungen, in denen ich Menschen begleiten darf, weil sie ein Stück ihres Lebens, ihrer Hoffnung, ihrer Fragen und Sorgen teilen. Momente, an denen Menschen zusammenkommen und es so dicht wird, dass da der Himmel aufleuchtet. Mitten unter uns. Das ist nicht immer und nicht jeden Tag so, auch nicht im Dienst als Pfarrerin, aber hier und da bin ich mir gewiss.

    Im Sandkasten im Kindergarten, als wir gemeinsam Saft und Brot geteilt haben und uns gesagt haben: „Das Brot des Lebens für dich“ und es plötzlich ganz still wurde. Der Moment, an dem sich eine kleine Morgengemeinschaft mittwochs früh um 7 Uhr gebildet hat und es gar nicht viel Worte braucht, nur einen warmen Kaffee, ein Gebet, ein Lied, einen Segen für den Tag. Andere sagen: „Ich geh gestärkt in diesen Wochentag.“ Und ich sag das auch. Goldmomente. Die aufleuchten, die meine Hoffnung nähren.

    Wir brauchen das, glaube ich. Das teilen von solchen Begebenheiten und von biblischen Geschichten, die davon erzählen, dass Menschen unterwegs sind im Leben, weil das Leben immer in Bewegung ist. Und dass Gott da ist, auf allen Wegen und er das Leben leuchten lässt.

    Das Leben, die Kirche, ist in Bewegung, es bleibt nicht beim Stillstand. Ob man das möchte oder nicht. Kirche verändert sich. Und Jesus sagt: Ihr seid Licht. Leuchtet. Genau das ist unsere Kernkompetenz als Kirche zu allen Zeiten: Licht zu sein in dieser Welt. Wir können das als Einzelne nicht überall und immer, das mit dem Licht sein. Das kann nur Gott.

    Aber wir sind Gemeinschaft in seinem Namen und können leuchten. Können Kräfte bündeln und auch Dinge lassen, damit anderes mehr Leuchtkraft bekommt. Dass wir nicht ausbrennen, sondern hinausstrahlen. Teilt das Brot und den Wein. Tauft. Segnet. Tröstet. Liebt einander. Sorgt euch. Erzählt von eurer Hoffnung. Leuchtet! Denn ihr seid Licht. Amen.

     

    Viola Gräf ist evangelische Pfarrerin im Dietzhölztal

     

     

     

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