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    Margot Käßmann bei Do:Ku in Ober-Ramstadt

    Margot Käßmann hat zusammen mit den Dörsam-Brüdern, dem Trio 3D, eine literarisch-musikalische Einstimmung in den Advent bei Donnerstags:Kultur in Ober-Ramstadt geboten. Mal fröhlich, mal nachdenklich gab sich die bekannte Theologin und präsentierte viel Literarisches und auch Politisches.

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    Von der Sehnsucht nach Frieden
    Margot Käßmann und Trio 3D mit adventlicher Einstimmung bei Donnerstags:Kultur in Ober-Ramstadt


    OBER-RAMSTADT. Eine Einstimmung auf den Advent und die Weihnachtszeit sollte ihr Auftritt in der Reihe „Donnerstags:Kultur“ in Ober-Ramstadt sein. Doch wenn Margot Käßmann kommt, erwartet man immer auch Politisches. Margot Käßmann stellt bei den von ihr vorgetragenen Texten auch immer wieder politische Verbindungen her. Schwerpunkt des Abends ist aber der persönliche, heitere wie nachdenkliche Blick auf Weihnachten. „Die Weihnachtsbotschaft ist immer auch politisch“, sagt die Pfarrerin, frühere Landesbischöfin von Hannover und Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland, in der Pause auf Nachfrage, „und ich werde auch weiterhin pazifistisch sein.“

    Zu Beginn spricht Dr. Raimund Wirth, Dekan des Evangelischen Dekanats Darmstadt, auch die Dunkelheit dieser Zeit und das „darin wachsende Licht des Advents“ an. Er kündigt die prominente Theologin als eine an, die schon oft Mut zugesprochen und getröstet habe. Pfarrer Clemens Bittlinger, der Do:Ku, eine Kooperation des Dekanats mit der Stadt Ober-Ramstadt, als Referent für Mission und Ökumene im Dekanat erfunden hat, gibt einen umfangreichen Ausblick auf das Programm von 2024, bevor der musikalische Part des Abends lautstark durch den Saal der Stadthalle einzieht. Die drei Dörsam-Brüder Franz-Jürgen am Fagott, Adax an der Gitarre und Matthias an der Klarinette – das Trio 3D – geben eine erste Kostprobe, lassen der Rednerin des Abends aber den Vortritt.

    So beginnt Margot Käßmann, mit einer Standortbestimmung, versetzt sich, ganz Pfarrerin, in mögliche Situationen von Menschen im Advent, die einen voller Vorfreude, die anderen ängstlich. Alle vereine jedoch die Hoffnung: „Es möge Frieden werden.“ Mutmachend ist die Fünfundsechzigjährige unterwegs: „Gott kennt die Dunkelheit.“ Sie ruft auf, „Zeugen zu werden, dass das Licht existiert“ und erzählt gleich darauf eine „etwas andere Weihnachtsgeschichte“ von Helmut Wöllenstein. Nach der Parole „Ausländer raus“ verlassen hier nach und nach „Ausländer“ die Stadt, da geht die Schokolade nach Ghana zurück, der Kaffee nach Kenia, Autos nach Japan und Weihnachtsgänse nach Polen. Nur Maria, Josef und Jesus – drei Juden – bleiben, um den Menschen „den Weg zurück zur Menschlichkeit zu zeigen“.

    Im Anschluss spielt das Dörsam-Trio ein Medley von Edvard-Grieg-Stücken, bevor Margot Käßmann wieder übernimmt und gestenreich „Knecht Ruprecht“ von Theodor Storm mit einem Plädoyer fürs Auswendiglernen rezitiert. Daran schließt sie den „Weihnachtsbaum“ von Joachim Ringelnatz an. Das 3D-Trio unterhält die ausverkaufte Stadthalle im Wechsel mit Improvisationen, aus denen bekannte Motive wie aus „Peter und der Wolf“ zu erkennen sind. Margot Käßmann nimmt das Motiv der Friedensbotschaft von Weihnachten wieder auf und liest die Geschichte „Winternacht in den Ardennen“, in der sich junge kriegsmüde deutsche und amerikanische Soldaten an Weihnachten im Haus einer Deutschen, die sie versorgt, als Feinde begegnen und in Frieden auseinandergehen.

    Dass selbst im Himmel nicht immer Frieden herrscht, beweist sie augenzwinkernd mit der launigen Geschichte „Vom Engel, der nicht mitsingen wollte“, weil eben kein Friede auf Erden herrsche. Am Ende wird er zum „Engel des Friedens“, der die Menschen auf der Erde antreiben soll, den Frieden zu suchen und Frieden zu schaffen.

    Mit rockigen Tönen von Deep Purple, Status Quo und Creedence Clearwater Revival, bei der Adax Dörsam die klassische in die E-Gitarre tauscht, setzt das „Trio 3 D“ wieder ganz eigene Akzente. Entgegen dem Bild von Weihnachten in der Werbung mit „Luxus, Glanz und Gloria“ sei Weihnachten eine „Geschichte der Armen“, so Käßmann. Dass Anspruch und Wirklichkeit gerade an Weihnachten nicht immer zusammenpassten, zeigt sie mit dem Gedicht „Weihnachten zu Hause“ von Agnes Hüfner, bei dem in den Text von „Ihr Kinderlein kommet“ Appelle an die Kinder wie „Da liegt es das Kindlein – lümmel dich nicht so rum“ eingesprengt sind. Besonders berührt die jüdische Geschichte „Segen meines Großvaters“ von Rachel Naomi Remen. Dazu passt eine Klezmer-Einlage der drei Musiker.

    In Erinnerung an ihre Zeit in Berlin nach ihrem Rücktritt als EKD-Ratsvorsitzende liest die Pfarrerin eine Geschichte von dem „schonungslosen Berliner Sozialkritiker“ Heinrich Zille über verschenkte Christstollen, die einen „anderen Blick auf Advent und Weihnachten“ einnimmt. Um Vertrauen und Menschlichkeit geht es auch in „Die helle Welt des Josef Heeg“ von Henning Sussebach, in der ein pensionierter Lehrer drei fremden Rumänen sein vollgetanktes Auto leiht. Die Musiker begeistern zum Schluss noch einmal mit ihrer Version des „Hummelflugs“ von Rimski-Korsakow und einem „Andachts-Jodler“. Margot Käßmann verabschiedet sich mit einer Geschichte über „das weihnachtlichste aller Krippenspiele“, bei der ein Junge, der den Wirt spielt, Maria und Josef aus Mitleid sein eigenes Zimmer anbietet.

    So bot Margot Käßmann - mal fröhlich, mal nachdenklich - viel Literarisches, und auch Politisches, weil ihre Auswahl der Texte und ihre Bemerkungen zwischen den Zeilen immer wieder ihre pazifistische Haltung zum Vorschein brachten.

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