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    Appell an Sozialminister

    Dekanat äußert sich mit offenem Brief zur Situation in den Kitas

    HortienJedes Kind in der Kita Vogelnest hat eine feste Gruppe und damit auch feste Gruppenerzieherinnen als Bezugspersonen, die immer in regem Kontakt mit den Eltern stehen.

    Das Evangelische Dekanat Wetterau als Träger von 14 Kindertagesstätten adressiert in einem offenen Brief an das hessische Sozialministerium die akuten Probleme des Systems "KiTa" und formuliert einen klaren und dringlichen Appell an den Sozialminister Kai Klose.

    Das Evangelische Dekanat Wetterau als Träger von 14 Kindertagesstätten adressiert in einem offenen Brief die akuten Probleme des Systems "KiTa". Der klare und dringliche Appell an den hessischen Sozialminister Kai Klose: "Nehmen Sie die Zahl der heute bereits fehlenden Fachkräfte in den Blick, stellen Sie sich Ihrem politischen Auftrag und schaffen Sie uns und allen Trägern die Möglichkeit, jetzt und für die nächsten 5 Jahre vereinfachte Zugänge zum ErzieherInnen- oder KinderpflegerInnenberuf zu bekommen. Verschaffen Sie uns die Möglichkeit an Personal, an QuereinsteigerInnen und verwandte Berufsgruppen, zu kommen!"

    Guth: "Wir alle können es nicht mehr unter diesen Bedingungen"

    Der Trägerverantwortliche Dekan Volkhard Guth hat sich dazu entschieden, diesen Schritt zu gehen, "weil ich weiß, dass es allen Trägern von Kindertagesstätten in Hessen ähnlich oder gleich geht; weil ich als Dekan der evangelischen Kirche stellvertretend für andere sprechen kann, ohne Sorge haben zu müssen, dafür bei der nächsten Bürgermeisterwahl oder von der politischen Opposition abgestraft zu werden; und weil die evangelische Kirche in den zurückliegenden Jahrzehnten bewiesen hat, dass sie KiTa-Arbeit gut kann. Aber wir alle können es nicht mehr unter diesen Bedingungen. Wir können nicht länger zusehen, wie die gesamte Situation auf dem Rücken der Kinder, ihrer Eltern und der Mitarbeitenden ausgetragen wird. Wir müssen sie alle in diesem System schützen."

    Guth: "Systemversagen droht"

    Das Problem: "Unter den gegenwärtigen Bedingungen ist die Arbeit mit den Kindern in unseren Kindertagesstätten weder leistbar noch verantwortbar. Und sie entspricht nicht mehr den Grundsätzen und Prinzipien, wie sie im Bildungs- und Erziehungsplan für Kinder des Landes Hessen formuliert werden. Und das ist nicht die Schuld der ErzieherInnen oder der Träger. Das ist ein Systemfehler, dem ein Systemversagen zu folgen droht!"

    Guth: "Der Fachkräftemangel ist keine zu erwartende Größe für 2025 oder 2030"

    Die Situation ist nicht neu: "Bereits 2013, mit der Einführung des Rechtsanspruchs auf einen KiTa-Platz für Kinder ab dem 1. Lebensjahr, war absehbar, dass dieser in der Realität nicht einzulösen sein würde. Schon damals fehlten erkennbar die nötigen Fachkräfte." Und weiter: "Der Fachkräftemangel ist keine zu erwartende Größe für 2025 oder 2030. Er ist heute Realität. Wir erleben ihn Tag für Tag. Und noch immer halten Sie mit der Landespolitik an geradezu grotesk anmutenden Fachkräfteschlüsseln fest und beabsichtigen diese auch weiterhin zu verschärfen. Die restriktive Politik der Nicht-Anerkennung von Nicht-Fachkräften erschwert den Alltag in den KiTas vor Ort zusätzlich. Die Folgen: Gruppen werden mit Mindestbesetzung irgendwie noch offen gehalten. Mancherorts gelingt aber auch das nicht mehr. Dann kürzen wir den Betrieb auf Betreuungszeiten, die weder pädagogisch sinnvoll noch für die jungen Familien hilfreich sind. Oder wir müssen ganze Gruppen schließen. Weil keine Fachkräfte da sind. Und weil der Fachkraftschlüssel - der ja in der Theorie durchaus eine gute Absicht verfolgt und den wir auch grundsätzlich im Sinne einer entwicklungsfördernden Pädagogik befürworten - nicht zu halten ist!"

    Guth: "Der Ton wird rauer"

    Das geht zulasten der MitarbeiterInnen: "Seit zweieinhalb Jahren arbeiten unsere MitarbeiterInnen unter Coronabedingungen. Und sie machen einen grandios guten „Job“! Doch neben den fehlenden KollegInnen kommt seit dieser Zeit die Sorge um die eigene Gesundheit und der Druck von Teilen der Elternschaft hinzu. Das alles geht tatsächlich mehr und mehr zulasten der Gesundheit der ErzieherInnen. Ein Elternteil steht einer Leitung gegenüber. Doch eine KiTa-Leitung oder ErzieherIn sieht sich den Vorwürfen und Forderungen von 20 oder 25 Eltern ausgesetzt. Und das seit Monaten und ohne Unterbrechungen. Und der Ton wird rauer. Unter den Eltern, zwischen Eltern und ErzieherInnen und zwischen Eltern und Trägern. Eltern neiden anderen Eltern den Platz ihrer Kinder, Eltern bringen nachweislich kranke Kinder in Einrichtungen und ErzieherInnen müssen sie zurückweisen. Eltern lassen Träger ihren Unmut angesichts der Gesamtsituation spüren, die Ihre Politik verantwortet.

    Guth: "Betrieb offen halten - zu welchem Preis?"

    Die Kinder, die wir heute in den Einrichtungen betreuen, bekommen unter diesen Bedingungen nicht mehr die pädagogische Zuwendung, die Kinder vor 5 oder 10 Jahren noch bekommen haben. Nicht, weil wir es nicht wollen. Wir haben tolle ErzieherInnen! Aber wir schaffen es in diesem Rahmen nicht mehr! Vielerorts geht es nur noch darum, den Betrieb irgendwie normal aufrecht zu erhalten. Aber ich frage mich (und Sie): zu welchem Preis?"

    Guth warnt vor dem Totalausfall: "Wir befinden uns in einer KiTa-Abwärtsspirale: Es gibt zu wenige Fachkräfte auf dem Markt, was zu Personalmangel führt. Die verbleibenden Fachkräfte sind erschöpft, werden krank oder wechseln den Träger mit der Hoffnung, bessere Rahmenbedingungen zu finden, was den erneuten Fachkräftemangel in anderen Einrichtungen nach sich zieht. Je länger der Druck dieses versagenden Systems auf den ErzieherInnen lastet, umso mehr ist zu befürchten, was sich jetzt bereits beginnt abzuzeichnen: dass wir in wenigen Monaten an vielen Stellen einen Totalausfall erleben werden. Zum Fachkräftemangel und den Coronawidrigkeiten wird massenhafter Burnout hinzukommen. (Von der Möglichkeit oder der Verpflichtung – und der ganz sicher richtigen Notwendigkeit! – die Kinder von Geflüchteten aufzunehmen, will ich an dieser Stelle gar nicht mehr reden... Wie stellen Sie sich das vor?!)"

    Guth: "Kinder in den Blick nehmen"

    Darunter leiden nícht nur die MitarbeiterInnen sondern auch die Kinder: "Zeit fürs Kind bleibt in all dem wenig. Und damit komme ich auf „das Wichtigste“ zu sprechen: unsere Kinder! Ich habe noch nicht über die Folgen dieser billigend oder fahrlässig in Kauf genommenen Situation fürs Kind gesprochen. Wir haben heute Kinder in unseren Einrichtungen, die z.T. keine andere Wirklichkeit als die eines Lebens unter den Bedingungen von Corona kennen. Das heißt, sie erleben Isolation, fehlende Sozialkontakte, die Warnung vor Nähe und die Existenzängste ihrer Eltern als das sie frühkindlich-prägende Umfeld. Die Zahlen „verhaltensauffälliger“ Kinder in KiTa- Einrichtungen steigen signifikant. Und es schmerzt mich zu sehen, dass dies von Seiten der Fachaufsichten wohl wahrgenommen wird, aber auf politischer Seite ebenfalls unbeachtet bleibt.

    Ich frage mich, ob Ihnen klar ist, welche Aufgaben auf uns als Gesellschaft künftig zukommen, wenn hier nicht schnell und nachhaltig gehandelt wird?! Und: Sollte es nicht möglich sein, jetzt die politische Verantwortung dafür zu übernehmen, dass sich das Leben der Kinder von heute in den kommenden Jahren gut entwickeln und entfalten kann?! Auch wenn Sie dann vielleicht nicht mehr zur Wahl stehen, und ich möglicherweise die Pensionsgrenze erreicht habe, – müsste nicht dringend das Wohl und das Potential dieser kleinen Menschen heute bereits in den Blick genommen und politisch handlungsleitend werden, wenn wir die gegenwärtige KiTa-Katastrophe nicht dauerhaft in unserer Gesellschaft verankern wollen?"

    Guth: "Wir brauchen vereinfachte Zugänge zu Personal"

    Daraus leitet Guth direkte Handlungsappelle ab: "Für mich als verantwortlichen Trägervertreter heißt das, das zu tun, was ich mit diesem offenen Brief gerade mache: Kommunikation mit maximal verantwortbarer Offenheit. Für mich heißt es aber auch: Ich schütze meine MitarbeiterInnen vor einem System, das in Kauf nimmt, dass sie mittelfristig ernsthaft erkranken. Auch wenn es mich schmerzt und Konflikte bedeutet: Ich werde weiterhin soweit gehen müssen, Gruppen zu schließen und Kinder abzuweisen, weil es der Personalschlüssel gebietet. Zum Wohl meiner Beschäftigten! Und zum Wohl der Kinder, die uns in unseren KiTas anvertraut sind! Denn für sie, für jedes einzelne von ihnen, tragen wir gemeinsam mit deren Eltern Verantwortung. Und um sie müssen wir uns in dieser Zeit kümmern und sie schützen.

    Für Sie hieße das: Reden Sie nicht weiter von Programmen, die erst in Jahren Entlastungen verschaffen. Nehmen Sie die Zahl der heute bereits fehlenden Fachkräfte in den Blick, stellen Sie sich Ihrem politischen Auftrag und schaffen Sie uns und allen Trägern die Möglichkeit, jetzt und für die nächsten 5 Jahre vereinfachte Zugänge zum ErzieherInnen- oder KinderpflegerInnenberuf zu bekommen. Verschaffen Sie uns die Möglichkeit an Personal, an QuereinsteigerInnen und verwandte Berufsgruppen, zu kommen! Jetzt und nicht erst in drei, fünf oder zehn Jahren! Um der Kinder willen, um der ErzieherInnen in den Einrichtungen willen und für eine gute Zukunft unserer Gesellschaft!"

    Hier können Sie den gesamten Brief als pdf herunterladen:

    Offener Brief

     

     

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